Mit verschmitztem Lächeln und verschwörerischer Stimme lehnt sich Maximiliane, die deutsche Austauschschülerin, an ihre „Klassenkameradin“ Sandra Weil aus der 9G2. „Ich habe in einem Magazin gelesen, dass die französischen Männer am besten von allen küssen können. Das werde ich in Paris mal ausprobieren“. Kein Wunder, dass den fünf Holderbergschülern dazu kaum eine passende Antwort einfiel, denn schließlich waren sie ad hoc zu Statisten in dem Theaterstück des aus Bad Ems stammenden „Knirps-Theaters“ geworden, das zum wiederholten Mal in Eibelshausen gastierte.

Mit viel Einfühlungsvermögen und Esprit entführten die zwei Akteure, Astrid Sacher und Frédéric Camus, die 142 Schüler aus den sechsten bis zehnten Gymnasialklassen sowie den WP-Kursen der Klassen acht bis zehn der Realschule nach Paris. Nachdem die „Austauschklasse“ aus Eschenburg in der französischen Hauptstadt gelandet ist, verliert Maxi ihre Mitschüler aus den Augen. Auf der Suche nach ihrer Briefpartnerin Camille wartet sie mit ihrem Koffer in der Eingangshalle. Doch dort wartet nur ein Junge. Die zwei kommen ins Gespräch und stellen fest, dass es ein klassisches Missverständnis gab: Der Junge, der sich Camille nennt, ist Maxis Austauschpartner - aber eben kein Mädchen, sondern ein Junge. „Ah, ça alors!!!, hieß das Stück, dessen Schwierigkeitsgrad variierte: Anfangs halfen längere deutsche Passagen den Zuhörern, sich ins Stück einzufinden. Im Verlauf wurde der Anteil an französischer Sprache gesteigert. Dass auch jüngere Schüler der Handlung gut folgen konnten, lag an der Perspektive von Maxi, die eine nicht so gut französisch sprechende Schülerin darstellte. „Hä, was meint der denn? Was soll ich mit meinem valise (=Koffer)?“, wandte sie sich wiederholt hilfesuchend an die Zuhörer, nur um dann den Sachverhalt noch einmal langsam zu erklären.

Dank ausdrucksstarker Gestik, Mimik und Wiederholungen war das Stück auch für die jüngeren Schüler verständlich und amüsant. Als „Frau Schröder“, wie auch als Maximiliane oder als Kontrolleurin begeisterte Astrid Sacher die Schüler. Von Anfang an bezog sie die Zuhörer in das Geschehen auf der Bühne mit ein. Ein Schüler erhielt das „Billet“ von Maxi, die noch nicht erschienen war. Außerdem appellierte Frau Schröder an die Schüler, ein Auge auf Maxi zu haben. „Passt auf, dass sie uns nicht blamiert“. Seit einem halben Jahr haben die 21 Sechstklässler des G8 Jahrgangs erst Französisch. „Ich finde es sehr positiv, dass sie komplett da waren. Bestärkt und ermutigt von ihrer Lehrerin Anneke Thielmann wollten sie mal richtige Franzosen sehen und einen Muttersprachler hören“, lobte Andrea Kluth, Fachbereichsleiterin Französisch, die gemeinsam mit den Kollegen die Veranstaltung organisierte.

Der Besuch eines fremdsprachigen Theaterstückes sei überdies Motivationssteigernd, betonte Kluth. Die Schüler bekamen Informationen über das Land, wie zum Beispiel über die Ess- und Trinkgewohnheiten. Gemeinsam mit Maximiliane machen sie die Erfahrung, dass es in Frankreich ein Preisunterschied ist, ob man sich in einem Café an den Tresen oder an einen Tisch setzt. Auch die Story gefiel den Schülern: Nachdem Maxi auf das Basketballspiel keine Lust hat, zu dem Camille gehen will, macht sie sich allein auf, um die Stadt zu erkunden. Als sie in einem Cafe Rast macht und etwas trinken will, merkt sie, dass sie nur 2 Euro hat. Der bestellte Kaffee ist ihr zu bitter, und die georderte Milch treibt den Preis nach oben. Um sich das fehlende Geld zu beschaffen, singt sie zu Akkordeonklängen. Zum Happy End kommt es, als Camille sie findet, das Getränk bezahlt und mit Maxi durch Paris zieht und ihr die Sehenswürdigkeiten der Stadt zeigt. Und schließlich hat sie auch noch Gelegenheit, die Frage zu klären, die sie seit der Ankunft beschäftigt. Küssen Franzosen wirklich am besten? Camille hat für sie darauf nur eine Antwort.

Holderbergschule, 2009

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