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„Wir wollen den Schülern zeigen, dass sie auch schon nach einem Jahr Französischunterricht in der Lage sind, eine ganze Menge zu verstehen“, erklärte Schauspielerin Astrid Sacher. Dafür war die Geschichte besonders gut geeignet: Eine junge Deutsche mit keineswegs perfekten Französischkenntnissen will in Paris ihren Traummann Victor treffen, mit dem sie bisher nur durchs Internet Kontakt hatte. Die Suche ist von Anfang an mit Schwierigkeiten verbunden: Victoria ist gutgläubig und ein bisschen naiv, und das nützt ein kleiner Gauner sofort aus, indem er sie beklaut.

Auf ihrer Fahrt mit der Metro lernt die Deutsche skurrile Gestalten und die verschiedensten Bewohner der französischen Hauptstadt kennen: Ein Clochard mit Zottelhaaren bietet ihr Wein aus einem schmuddeligen Pappbecher an, eine arrogante Amerikanerin macht sich über die mangelnden Fremdsprachenkenntnisse der Franzosen lustig, die dicke afrikanische Mamadou kann die Zukunft voraussagen, der Araber Youssuf verdient sein Geld mit Betrügereien, ein chinesischer Restaurantbesitzer verkauft die besten Frühlingsrollen der Stadt…

Victoria ist ganz durcheinander von all den neuen Eindrücken und den vielen Missverständnissen aufgrund der fremden Sprache (sehr hübsch hier die Wortspielereien mit „verre“ - Glas, „vers“ - Gedicht, „vert“ - grün, „ver“ – Regenwurm). Zur weiteren Verwirrung trägt bei, dass ihr mehrfach ein junger Mann über den Weg läuft, der leidenschaftlich Texte des Dichters Baudelaire rezitiert. Schließlich landet Victoria auf dem „Père Lachaise“, wo angeblich der tolle Victor gesehen wurde. Als sie merkt, dass es sich hier um einen Friedhof handelt und dass Victor nur eine Bronzefigur ist, versteht die Deutsche die Welt nicht mehr. Doch zum Glück ist da ja wieder der junge Romantiker, der zu Minztee und Frühlingsrolle einlädt…

Astrid Sacher und ihrem Kollegen Frédéric Camus gelang es mit viel Können und Geschick, die Schüler 90 Minuten lang bei der Stange zu halten. Immer wieder wurden die Zuschauer auch in die Handlung eingebunden – etwa als Touristen mit ihrer Pariser Fremdenführerin, als Käufer einer Zeitung für Arbeitslose oder als Publikum eines Zauberers. „Ich fand es gut“, urteilte Paul aus der achten Klasse, und sein Klassenkamerad Stefan ergänzte: „Es war wirklich witzig.“ Schön, wenn auf diese Weise das Interesse an unserem Nachbarland wachgehalten wird.

Oberurff, 05.07.2006