Feuilleton MainRheiner (AZ)

Eine Baustelle für Beckett

Vom 07.10.2008

bhi. OPPENHEIM Mit Becketts "Glücklichen Tagen" feierte jetzt im Rahmen der diesjährigen Oppenheimer Festspiele die zweite Eigenproduktion Premiere. Das karge Steingewölbe des Oppenheimer Amtsgerichtskellers bietet das passende Ambiente für Becketts bittere Liebesgeschichte von Winnie und Willie und die Grundfragen des menschlichen Daseins. Die Bühne ähnelt einer Baustelle mit umgekippter Schubkarre, einem Haufen Backsteinen und dem Gerippe eines Baumes. Von der Taille abwärts unbeweglich sitzt Winnie (Astrid Sacher) und redet, während Ehemann Willie (Frédéric Camus) in ihrem Rücken - versteckt hinter einem dicken, braunen Schlafsack - schläft, Zeitung liest oder schweigt.

In der Rolle der Winnie liefert die Schauspielerin und Leiterin der Oppenheimer Festspiele, Astrid Sacher, eine wahre Glanzleistung ab. Sie hat ihre Beine - anders als bei Beckett, wo sie in einem Sandhaufen versinkt - in einem Camping-Tischchen versteckt. Zum größten Teil hat sich Regisseur Christian Lugerth sonst aber an die detaillierten Regieanweisungen des irischen Autors gehalten.

In diesem Jahr steht Christian Lugerth bei den Festspielen nicht als Schauspieler auf der Bühne, führte dafür aber bereits bei der ersten Eigenproduktion, "Bandscheibenvorfall" von Ingrid Lausund, Regie. Das Ensemble der Oppenheimer Eigenproduktionen formiert sich in jedem Jahr neu. Die Akteure sind in der festspielfreien Zeit in anderen Ensembles oder auch als Solisten zu sehen. Auch Frédéric Camus und Astrid Sacher treten mit deutsch-französischen Produktionen bundesweit auf.

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