Wutbürgerlich kochen - eine echte Herausforderung!

Von Philippe Hillenbrand Koordinator für die Europaschule Elisabeth-Langgässer-Gymnasium, Alzey

Astrid Sachers Wutbügerlich! ist ein Stück, das verstört, aber auch wachrüttelt. Es sensibilisiert sowohl für offenen Rassismus als auch für den Alltagsrassismus aus der Mitte der Gesellschaft und regt zum Nachdenken an - über das so häufig verletzende Verhalten der Mehrheit gegenüber Minderheiten, auch wenn es doch eigentlich „gar nicht so gemeint“ ist. Es ist eine Aufforderung für all diejenigen, die sich schon länger gegen Rassismus engagieren, weiterzumachen und nicht aufzugeben.

Die starken Emotionen, die das Stück bei Schülerinnen und Lehrern auslöste, zeigen deutlich, wie wichtig es ist, dass wir auch dieses unbequeme Thema in der Schule thematisieren. Nicht zuletzt deshalb, weil wir uns als Europaschule und als Schule ohne Rassismus und Schule mit Courage für Weltoffenheit, Völkerverständigung und Toleranz einsetzen.

(Auszüge, im vollen Wortlaut auf der HP der Schule)
Vielen, vielen Dank noch einmal für diese intensive Erfahrung! Die Gespräche mit den Schülern im Nachgang der Veranstaltung haben gezeigt, wie sehr das Stück aufwühlt und in Wunden bohrt. Aber auch wie wichtig es ist, für dieses Thema zu sensibilisieren. Die meisten Schülerinnen und Schüler berichteten von intensiven Gesprächen zu Hause und mit Freunden über das Thema Rassismus.


Happy cooking – Koch dich rassistisch!

von Magdalene Willms, DS, Jahrgangsstufe 12, IGS Selters

Eine langweilige Schulaufführung? – nicht mit Astrid Sacher. Mit ihrem Solostück “Happy Cooking – Koch dich glücklich” begeisterte sie die DS-Kurse der 12. Klasse an der IGS-Selters. Die Figur Ina Neger, eine Kochlehrerin, Tante und vor allem Nachbarin von Müll, ähm ich meine einer Zwiebel, ne einer Afrikanerin, eines Mess..., eines Arabers und noch weiteren exotischen Gewächsen, ähm weiteren Menschen mit verschiedenen Nationalitäten.

Ein offener Anfang, Ina Neger betritt den Raum und entschuldigt sich für ihre Verspätung. Eine Entschuldigung oder eher eine Rechtfertigung hat sie auch gleich parat. Sie erzählt von einem Tumult ausgelöst von einer afrikanischen Familie, die nicht nur mit ihrem ganzen Haushalt, sondern auch einer Ziege …”oder war es ein Hund” mit dem Zug reisten. Von da an schießt Ina N. mit Vorurteilen nur um sich. Von „das wird man noch so sagen dürfen” bis zu "Rassistisch, dass ich nicht lache!”. Nebenbei kocht Ina eine schöne Gemüsepfanne und erzählt von ihrem Neffen Uwe, der Mitglied in einem Heimatschutz ist, von der Paprika, die gut für Raucher ist, von ihren Nachbarn, die den ganzen Tag Zwiebeln essen oder ihre Sachen klauen, von der Zucchini, mit der man jemanden wegen der erhaltenen Blausäuren umbringen kann, von der Apotheke „Mohren“, die ohne Grund umbenannt werden soll, bis hin zu dem exotischen Gemüse, das nach seiner langen Reise faul ist, wie die Menschen, die von weither kommen. Während des Stücks ruft die Polizei bei Ina an und befragt sie zu einer Brandstiftung. Ihr Neffe soll eine Gartenlaube angezündet haben. Doch Ina ist sich sicher, ihr Neffe würde so etwas niemals tun.

Das Stück endet mit einer großen Tragödie. Ina Neger verlässt geschockt den Raum und begibt sich auf den Weg zur Polizeistation, um ihren Neffen zu belasten, der kurz zuvor, lieb, wie er war, ihre persönlichen Sachen aus der Wohnung geholt hatte, bevor er diese mit dem gesamten Haus niederbrannte.

Das Stück fesselt die Zuschauer*innen von der ersten bis zur letzten Minute. Zu Beginn zeichnet es sich durch seinen Humor aus. Zwischendrin werden coronagerecht Schüler*innen als Schnippel-Hilfen eingesetzt und zum Schluss bringt einen das tragische und unerwartete Ende zum Nachdenken. Die Nachbesprechung bleibt nicht aus, aber auch hier kann Astrid Sacher punkten. Ihr Appell ist eindringlich und lässt alle Zuschauer*innen aufhören: „Ina Neger ist nur eine Figur und auch Uwe ist nicht real, aber es gibt Inas und Uwes."

Wir sind die Generation, die beweisen muss, wie unwichtig die Herkunft ist. Von klein auf wachsen wir mit den unterschiedlichsten Bräuchen, Nationalitäten, Speisen und Religionen auf. Es liegt an uns, ob Deutschland zukünftig von Inas und Uwes regiert wird oder von uns, kulturell entwickelten jungen Menschen.

Auch spielerisch ist Astrid Sacher ein großes Vorbild für die jungen Schauspieler*innen, so wird ihre konstante Sprechlautstärke gelobt und ihr Umgang mit Requisiten, denn Ina Neger tut nicht nur, als würde sie kochen, sondern zaubert vor den Augen des Publikums mit frischem Gemüse eine Gemüsepfanne. Um die Wohnungen und die Nachbarn klar zu kennzeichnen, nutzt sie auch einfach mal ihre Gewürze, ihren Müll oder ihr Öl. Auch ihr Kochbereich muss dafür als Mehrfamilienhaus hinhalten.

Alles in allem kann man sagen, dass der tosende Applaus am Ende der Aufführung nicht nur der Geschichte oder dem Text galt, den Astrid Sacher mit einem Regisseur zusammen aus Texten aus dem Internet entwickelte, sondern auch der großartigen spielerischen Darbietung.

Die IGS-Selters und der DS-Kurs Stufe-12 bedanken sich herzlich bei Astrid Sacher!


Es war ein beeindruckendes Stück mit großer Tiefenwirkung, das Astrid Sacher im Haus der Begegnung auf die Bühne brachte…
(Rhein-Lahn-Zeitung)


Das Stück und die schauspielerische Leistung haben mich persönlich sehr überzeugt und beides kam auch bei den Schülern gut an. Ein solches Stück ist ein wertvolles Instrument um junge Leute für das Thema Integration zu sensibilisieren.
(Lehrerin, Goethe-Gymnasium Bad Ems)


Was wir mitgenommen haben, ist, dass Vorurteile, schnelles Verurteilen, unbedachte Bemerkungen und Schubladendenken zu Problemen, Schäden (ob psychisch oder physisch) und im schlimmsten Fall, wie in dem Stück beschrieben, zum Tod führen kann… Toleranz und Offenheit für Neues und Fremdes, Akzeptanz und das Bild, dass alle gleich sind, sorgen dafür, dass die im Stück geschilderte Situation gar nicht erst entsteht.
(Schüler, 10. Schuljahr Gymnasium und Realschule)


Ein Stück zum Wachrütteln und eine Aufforderung  den allgegenwärtigen Alltagsrassismus zu erkennen und uns dem entgegen zu stellen.
(Peter-Gärtner-Realschule-Plus, Böhl-Iggelheim)


Vielen Dank noch einmal für den sehr gelungenen Auftritt! Das Thema hat bei unseren Schülern noch für reichlich Gesprächsstoff gesorgt.
(Fritz-Walter-Schule, Kaiserslautern)


Ein gelungenes konfrontatives Theaterstück zum Thema Vorurteile, Alltagsrassismus und Fremdenfeindlichkeit. Es wird deutlich, wie gefährlich Sprache ist: Scheinbar harmlose Äußerungen, nach dem Motto: „Das wird man doch wohl noch sagen dürfen…“ führen geradewegs in die Katastrophe.
(Bad Ems-Nassau-Aktuell)


Den Schülerinnen und Schülern hat das Theater sehr gefallen, die einhellige Meinung war, dass sie es gewinnbringend fanden und weiterempfehlen würden. Den Rahmen des Kochkurses fanden sie klasse, und manche waren anfangs tatsächlich verwirrt und verwundert (aber keiner persönlich beleidigt). In den Nachbesprechungen konnten wir auf Vorurteile und "Alltagsrassismus", den auch manche unserer Schüler schon erlebt haben, sowie auf die Verharmlosung seitens des Umfelds eingehen. Dabei haben die Schüler oft von Ina Neger gesprochen und konnten noch viele ihrer Aussagen wiedergeben. Das Material, das Sie uns zum Nachbereiten mitgeschickt haben, hat dabei sehr geholfen, danke!

Es war sehr schön, Sie mit Ihrem Stück an unserer Schule zu haben. Der Tag hat sich nicht nur aus Sicht der Schüler, sondern auch in den Augen meiner KollegInnen und mir ausgezahlt. Vielen Dank für dieses bemerkenswerte und so wichtige Stück.
(IGS Kaiserslautern)

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